Fredy Pulver

         

Fredy Pulver:     23.09.1924, Bern - 11.01.2014, Luzern

Akkordeonist, Multi-Instrumentalist, Sänger, Unterhalter, dessen Eltern sich als Liebhaberschauspieler und Musiker betätigten. Seine Jugendzeit verbrachte er zuerst in Bern, dann in Basel, wo er um 1937/38 zuweilen als Mitglied der Jugend- und Schauspielgruppe des Stadttheaters Basel in Gesang und Schauspiel unterrichtet wurde. Gerne wäre er Schauspieler geworden, doch Vater Albrecht Pulver durchkreuzte seine Pläne, und Fredy musste die Lehre als Autoelektriker antreten. Theater gab es nur noch in der Freizeit.
Eines Abends saß er bei einem Theaterkollegen zu Hause, als er plötzlich Töne eines Akkordeons hörte. Es war der Bruder seines Kollegen, der im Nebenzimmer übte. Fredy nahm den Übenden samt Instrument bis ein Uhr morgens in Beschlag und überredete kurz darauf seinen Vater, ihm die 80-bässige Stradella zu kaufen, die er in einem Schaufenster gesehen hatte. Der Verkäufer, Herr Bonvicini, genannt “Gire”, gab ihm auch Unterricht und vermittelte Fredy und einem seiner anderen Musikschüler namens Raymond ihre ersten öffentlichen Auftritte als Akkordeonduo.
 Bei einem Basler Auftritt lernte der neunzehnjährige Fredy das Damen-Gesangsquartett “Sing-Schwyzerli” und damit seine spätere Gattin, Elisabeth Mathys, kennen, die Jodlerin und Bassistin, eine der vier Teilnehmerinnen. Er heiratete seine Lisbeth und wurde Vater der Söhne Niklaus und Fredy jun. Nach seinem Eintritt in diese fortan “Sing-Schwyzerli und Fredy” benannte Truppe gastierte er mit ihr jahrelang in allen bekannten hiesigen Konzertlokalen und Varietés, ebenso öfter im Ausland. Den letzten Schliff seines Akkordeonspiels holte er sich zwischendurch bei Fritz Tschannen und Bobby Zaugg. Dass die Formation zusehends gegehrter und dementsprechend größer wurde, war vorab Fredy Pulvers Talent für Situationskomik und Unterhaltung zuzuschreiben, was sich bald in der Änderung des Namens in “Fredy’s Schwizer Meitschi” ausdrückte.
1953 trennten sich er und seine Frau von der bisherigen Kapellmeisterin und setzten in Luzern zu einem Neubeginn an, der auf das Amüsement der ausländischen Touristen hinzielte. Mit von der Partie waren u.a. im Verlauf von über drei Jahrzehnten in den von den Fremden aus allen fünf Kontinenten besuchten Lokalen “Floragarten”, “Stadtkeller” und Kursaal Casino so bewährte Kräfte wie die Musiker Yvonne und Charly Widmer, José Minicus, Hans und Linely Aregger, der Komiker Alfredo und Fredy Pulver junior (*1947), Klavier. Das im Zeichen der Touristenattraktion stehende, vom Trio Fredy Pulver beherrschte und von ihrem Leiter in zahlreichen Sprachen kommentierte Programm bot ein breit gefächertes, wenngleich klischeehaftes Angebot einheimischer Musikfolklore. Seine über vierzigjährige Bühnenerfahrung erwarb sich Fredy Pulver dazwischen während vieler Jahre in der “Chesa Veglia”, St. Moritz, und auf Tourneen quer durch Europa, in Südafrika, USA und Hongkong. Über 150 Tänze hatte Fredy Pulver komponiert.
Bis kurz vor seinem Tode trat er noch immer live auf, um sein Publikum zu erfreuen, dies sogar mit zwei Formationen. Einerseits spielte er im Duo mit Pollyanna Zybach, der genialen Blockflötistin, bekannt für ihr gleichzeitiges Spiel auf zwei Flöten. Andrerseits trat er mit seinem Fredy Pulver Quartett auf, bei dem Pollyanna ebenfalls mitspielte, ergänzt durch Peter Müller am Akkordeon und Schwyzerörgeli sowie Walter Bruhin am Klavier.