Hans Flütsch



22.10.1893, Pany GR - 02.01.1990, Kilchberg ZH

Geiger, Bassist und Handorgelspieler. Er wuchs als Sohn eines Landwirtes und Zimmermanns in einer Familie mit zehn Kindern auf dem Gut “Matiel” im sonnigen Pany, im schönen Prättigau auf. Durch seine Mutter, die Harmonium spielte, kam er früh mit der Musik in Berührung. Nachdem er anfänglich beim Dorfpfarrer in Pany einige Klavierstunden besucht hatte, wandte er sich während seiner kaufmännischen Lehrzeit in Chur und des darauf folgenden einjährigen Aufenthalts in Oberitalien dem Violinspiel zu. In die Schweiz zurückgekehrt, erwarb er in Bern seine erste Handorgel, eine diatonische Bozener Handharmonika. 1920 beruflich in Seewis im Hotelfach tätig, übernahm er die Leitung der örtlichen Blechmusik. Dabei versuchte er sich erstmals als Komponist und trat gleichzeitig zur Klarinette in enge Beziehung. Unter seinem Einfluss nahmen jetzt auch seine beiden Brüder Andreas und Gaudenz das Musizieren auf Blasinstrumenten auf. Bevor er 1922 eine Saisonstelle in Flims antrat und dabei neue musikalische Bande knüpfte, gründete er in Seewis die Kapelle “Scesaplana”. Im Winter 1922/23 wieder daheim in Pany, hob er zusammen mit vier seiner Brüder die dortige Musikgesellschaft aus der Taufe. Die Instrumentierung aus alten Beständen war ihm durch die Zeughausverwaltung Chur fast umsonst zugefallen. Grössere Bedeutung für seinen Werdegang sollte freilich bald die zur selben Zeit ins Leben gerufene “Ländlerkapelle Flütsch”, Pany, erlangen. Zu ihr zählten die sechs Brüder, vom ältesten Christian, Jahrgang 1888, bis zum jüngsten Gaudenz, geboren 1909, in der Besetzung Klarinette (Andreas Flütsch *1899), zwei Violinen (u.a. Hans Flütsch, Sekundgeiger, 2. Stimme), Kornett, Handorgel und Kontrabass. Für “Columbia” nahm die Formation 1932 eine Reihe von Tänzen in Mailand auf. Während drei der Brüder die Kapelle bis etwa 1970 fortführten, zog sich Hans Flütsch nach diesen Tonaufnahmen für beinah drei Jahrzehnte von der Tanzmusik zurück. Nachdem er von 1924 bis 1954 in Chur als Kaufmann mit eigenem Handelsgeschäft gelebt hatte, nahm er Wohnsitz in Kilchberg am Zürichsee. Hier beschäftigte er sich nach geraumer Zeit wieder mit Komponieren und versah ferner um die Wende der fünfziger Jahre zuweilen die Stelle eines Bassisten in der Kapelle “Zoge am Boge”.
Unter der Bezeichnung “Studafriedli’s Husmusig” spielte der Klarinettist und Verleger Hans Niederdorfer mit einer ad hoc gebildeten Formation (ohne Flütsch) 1968 und 1979 über zwei Dutzend der eigentümlichen, anmutigen Flütsch-Tänze auf Schallplatte “Columbia” ein. Die letzten seiner 170 Kompositionen brachte der “Heimweh-Bündner” mit über neunzig Jahren zu Papier.

Text entnommen aus dem Lexikon der Schweizer Volksmusikanten. Mit freundlicher Genehmigung von Ernst Roth.


Hans Flütsch Discographie  (ohne Gewähr auf Vollständigkeit!)

78 upm Schellack-Platten
Ländlerkapelle Flütsch, Chur-Pany
Christian, Andreas, Georg, Peter, Hans und Benjamin (Gaudenz) Flütsch
Titel Plattenlabel Bestellnummer Matritznummer Jahrgang
Durch Rätiens Gauen
Bei Landwein und Landmädchen
Columbia DZ 51 Z 325
Z 331
1932
Dixi Schottisch
D' Bodechilbi
Columbia DZ 52 Z 328
Z 348
1932
Burehochzyt
Wo Bündnertannen rauschen
Columbia DZ 53 Z 327
Z 341
1932
Pro Grigione
Clara-Walzer
Columbia DZ 54 Z 334
Z 344
1932
Silvesterklänge
Chur-Mailand
Columbia DZ 55 Z 326
Z 347
1932
D' Hengertbuebe
Der Sorgenbrecher
Columbia DZ 56 Z 330
Z 335
1932
An langen Winterabenden
Sempre Allegro
Columbia DZ 57 Z 329
Z 338
1932
Flirt und Liebe
Liebäugeln und liebkosen
Columbia DZ 58 Z 332
Z 333
1932
Bei den Dorfschönen
Fidelmanns Tanzfreuden
Columbia DZ 59 Z 337
Z 345
1932
Ein Prätigauer
Der alte Bündner
Columbia DZ 60 Z 342
Z 343
1932
Hoch das Bein
Amoretten
Columbia DZ 61 Z 339
Z 340
1932
Grau Weiss Blau
Sennrins Heimkehr
Columbia DZ 62 Z 336
Z 346
1932
Discographie zusammengestellt von Dieter Blattmann im März 2009.
Quellenmaterial aus seinem Archiv.
Jahrgänge der Platten: Hanspeter Woessner.
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