Franz Feierabend, wurde als zehntes
Kind des Bergbauern Josef Feierabend, auf dem Heimwesen
“Stalden” geboren. Früh schon musste er harte Arbeit
im bäuerlichen Betrieb seiner Eltern verrichten. Ausgleich zum
mühsamen Tageswerk fand er im Musizieren, wozu er von seinem Vater
und drei seiner Brüder, allesamt vorzügliche
Handorgelspieler, angeregt worden war. Die Mutter von Franz Feierabend
stammte aus dem ebenfalls musikalisch, begabten Familienzweig der
Infanger und war laut verschiedenen Überlieferungen eine Meisterin
auf der Mundharmonika.
Das begehrte Geld zur Anschaffung einer ersten Handorgel borgte sich
Franz Feierabend von seiner Schwester. Kostenpunkt: 101 Franken. Einen
Lehrmeister für das Spiel gab es damals nicht. Musikschulen wie
man sie heute kennt, sowieso nicht. Noten waren Mangelware. Franz und
Toni Feierabend schauten sich das Gleiten der Finger über die
Knöpfe der Handorgel bei ihrem Vater ab und brachten sich im
Selbststudium das Handorgelspiel bei.
1898, mit dreizehn Jahren, begegnete man ihm erstmals als
Tanzmusikanten an der Seite des, ein Jahr älteren Bruders Toni.
Das Bruderpaar spielte auf zwei achtbässigen Schwyzerörgeli.
Die beiden jungen Männer traten oft in der elterlichen Wirtschaft
auf, spielten aber auch auswärts. Leider verstarb Toni Feierabend
in sehr frühen Jahren.
Starke musikalische Impulse empfing Feierabend sodann von der
örtlichen Familienkapelle Linder, die in der um die
Jahrhundertwende in der Innerschweiz gebräuchlichen
Ländlermusikbesetzung Klarinette, Trompete, Horn, Handorgel,
Klavier und Bass einen Grossteil der Tanzfeste im Raum Engelberg
bestritt. Bald entwickelte sich Feierabend zu einem versierten
Handharmonikaspieler, der sich sein Können ohne Lehrer und bis
anhin ohne Notenkenntnisse angeeignet hatte, dem nun aber die kleine
diatonische Schwyzerorgel nicht mehr genügen konnte. Eine
wesentliche Erweiterung der spieltechnischen Möglichkeiten
versprach er sich durch ein chromatisches Knopfakkordeon. Doch erst
1915 sollte die Firma Eichhorn in Schwyz im Bau derartiger Handorgeln
so weit fortgeschritten sein, dass sie für Feierabend ein solches
gleichtöniges Instrument mit drei Reihen Melodietönen und
sechsunddreissig Bässen zu fabrizieren in der Lage war. Noch
höheren Anforderungen entsprachen sein nächstes,
vierreihiges, achtzigbässiges Akkordeon und schließlich das
1922 erworbene fünfreihige Modell. In diesem Abschnitt seiner
Laufbahn musizierte er meist allein, mitunter auch begleitet von einem
Klavierspieler. Mit dem Wechsel auf die chromatische Handharmonika ohne
den die rund 50 von Feierabend komponierten, sowohl technisch
anspruchsvollen als auch melodisch reichhaltigen Ländler,
Schottisch usw. kaum denkbar wären, hatte sich der bisherige
Stegreifspieler im Selbstunterricht mit der Notenschrift vertraut
gemacht. Dies befähigte ihn, seine unverwechselbaren Weisen
für die Nachwelt aufzuschreiben.
Zu Recht wurde Feierabend des öfteren als Altmeister der
Ländlerakkordeonisten bezeichnet, so eigentümlich und
für wenige Ausnahmekönner geeignet seine Tänze auch sein
mögen. Daneben erwies er sich als ausgesprochener Amateurmusiker,
bei dem der bürgerliche Beruf zeitlebens im Vordergrund stand.
Im Jahre 1907 erwarb Franz Feierabend von seinem Vater die Liegenschaft
Stalden. Dort, wo das Restaurant Wasserfall steht, war zu dieser Zeit
ein einfaches Gebäude, wo im Sommer die Gäste bewirtet
wurden. Das Inventar: zwei mobile Bänke und ein Tisch. Im Winter
wurden die Touristen im Bauernhaus Stalden verpflegt.
1910 liess er zusammen mit seinem Bruder Karl auf dem väterlichen
Grundstück ein Wohnhaus bauen, ein Jahr später heiratete er
die Engelbergerin Anna Häcki. Im Laufe der Zeit erblickten drei
Söhne und zwei Töchter das Licht der Welt.
Das Leben in Engelberg war hart. Franz Feierabend wusste sich dieser
Herausforderung zu stellen und übte gleich mehrere Berufe aus. Er
war Bauer, Käser, Handelsmann und Transporteur. Am Aawasser baute
er einen Sandfang und neben seinem Haus entstand ein Weiher, um im
Winter Eis zu gewinnen. Winter für Winter wurden jeweils bis zu
700 Kubikmeter Eis ausgesägt. Eine strenge und vor allem kalte
Arbeit. Abnehmer des Eises waren die Hotels im Dorf. All diese Arbeiten
ermöglichten es Franz Feierabend im Jahre 1922 ein Restaurant
gleich unter dem Tätschbach zu erstellen. Das Restaurant
Wasserfall war anfänglich nur im Sommer offen. Der aufkommende
Wintersport in Engelberg gab den nötigen Impuls, daraus einen
Jahresbetrieb zu machen. Franz Feierabend führte das Restaurant
bis im Jahre 1944, als er das Haus seinem Sohn Josef übergab.
Kaum dass hier einer der namhaften Innerschweizer Volksmusikanten,
angefangen bei Gabriel Käslin über Jost Ribary bis hin zu
Hans Aregger, nicht ein- und ausgegangen wäre und sich zum
spontanen Musizieren mit Gleichgesinnten zusammengefunden hätte.
Hier konnte man aber auch den Musiker Franz Feierabend und dessen
urchige Weisen in der von ihm bevorzugten Besetzung Akkordeon, Klavier,
Bassgeige am häufigsten hören. Früher war er oftmals
auswärts aufgetreten, vorab im Berner Oberland, doch verlies er
später als Musiker das Hochtal von Engelberg gewöhnlich nur
noch zu auswärtigen Wettspielen, bei denen er meist die
höchste Punktzahl erzielte.
Schallplattenaufnahmen mit Franz Feierabend an der Handorgel, seinem
Sohn Franz am Klavier und dem Bassisten Walter Kaiser
für die Marke “Columbia” wurden im Jahre 1939 gemacht. Eine
Neueinspielung seiner Tänze für die Marke “Ideal”
kam 1946 unter Mitwirkung von Sepp Gmür, Akkordeon, Sohn Franz,
Klavier, und Emil Christen, Bassgeige, zustande. Eine Aufnahme mit
Seltenheitswert entstand im Tonstudio in Bern mit dem legendären
Jost Ribary. Dieser nahm im gleichen Studio die “Steiner
Chilbi” auf. Da der Weg ins Studio nicht auf Anhieb zu finden
war, zeigte Ribary den Feierabends den Weg dorthin. Franz Feierabend an
der Handorgel, Sohn Franz am Klavier, sowie Sohn Josef an der
Klarinette und Emil Christen am Bass war die Formation, als sich
plötzlich noch Jost Ribary mit seinem Klarinett zum Quartett
gesellte. “D’r letscht Schottisch vom Kasi” heisst das
Stück mit dieser einmaligen Zusammensetzung.
Ein Tag nach seinem 79. Geburtstag schloss sich am 25. August 1964 der
Lebenskreis von Franz Feierabend. Rund 50 Kompositionen werden ihm
heute zugeschrieben. Es handelt sich dabei vor allem um Ländler
und Schottisch, die in Art und Tonfolge als einzigartig dargestellt
werden.
Biographie teilweise entnommen aus dem
Buch: "Lexikon der Schweizer Volksmusikanten". Mit freundlicher
Genemigung von Ernst Roth.
Mit Ergänzungen aus dem Heft: "Engelberger Dokumente". Zusammengefasst von Dieter Blattmann.
Franz Feierabend Discographie (ohne Gewähr auf Vollständigkeit!)
Können Sie weitere, oder genauere Angaben
machen? Wenn ja bitte um ein Mail an: info@bio-discographie.ch
78 Touren Schellack-Platten |
Titel |
Plattenlabel |
Bestellnummer |
Matritzennummer |
Jahrgang |
Franz Feierabend (Schwyzer-Orgel)
mit: Franz Feierabend jun., Klavier / Walter Kaiser, Bass |
Am Holzchilbi-Morge, Ländler
Tätschbach-Rauschen, Walzer |
Columbia |
ZZ 183 |
CZ 762
CZ 767 |
1939 |
Bim Brändli Franz z' Kriens, Schottisch
Öppis Urchigs vom Stalde-Franz, Ländler |
Columbia |
ZZ 184 |
CZ 764
CZ 765 |
1939 |
Echo vom Titlis, Walzer
Aelplers Abschied, Schottisch |
Columbia |
ZZ 185 |
CZ 763
CZ 766 |
1939 |
|
Franz Feierabend mit Begleitung
Franz Feierabend, Schwyzerorgel / Sepp Gmür, Akkordeon / Franz Feierabend jun.,
Klavier / Emil Christen, Bass / *= Josef Feierabend, Klarinette / **= Jost Ribary, Klarinette |
Brunhanse-Stimmig, Ländler
Im Burehof z' Altdorf, Schottisch |
Ideal |
IZ 8297 |
CZ 1826
CZ 1827 |
1946 |
Josts Freude, Ländler
Schwarzhändler-Schottisch |
Ideal |
IZ 8298 |
CZ 1828
CZ 1829 |
1946 |
Nur kei Angst, Ländler
Abschied vom Wasserfall, Schottisch * |
Ideal |
IZ 8299 |
CZ 1830
CZ 1831 |
1946 |
De letzt Schottisch vom Kasi * / **
Heimkehr vom Schnappsegg * |
Ideal |
IZ 8300 |
CZ 1832
CZ 1833 |
1946 |
|
Discographie geschrieben von Dieter Blattmann im August 2012.
Quellenmaterial aus seinem Archiv.
Jahrgänge der Platten: Hanspeter Woessner. |