Gottfried Stucki & Max Weilenmann

        
   
Gottfried Stucki (links)     12.05.1893, Münsingen BE - 19.06.1969, daselbst
Max Weilenmann (rechts)     02.11.1914, Allschwil BL - 09.06.2007

Gottfried Stucki, Sohn eines Steinhauers, lernte das Mauerhandwerk und spielte bereits als Neunjähriger auf der Handharmonika, die er sich beim Bruder heimlich ausgeliehen hatte. Das Spiel auf seiner ersten, 1913 an der Bundesgasse in Bern erworbenen chromatischen Handorgel beherrschte er bald in solcher Weise, dass er als Soloakkordeonist zum Tanz aufspielen konnte. Auf Anregung seines Klassenlehrers, des Leiters der örtlichen Musikgesellschaft, hatte er schon zuvor Zugang zur Blasmusik gefunden., indem er diesem Verein als Aktivmitglied beigetreten war.
Nach Absolvierung der Rekrutenschule als Militätrtompeter leistete er in dieser Funktion während der Grenzbesetzung 1914-1918 im Seeländischen Bataillonspiel 26 nahezu tausend Diensttage. 1917 lernte er seine zukünftige Frau, Anna Invernizzi, kennen, mit welcher er sich kurz darauf vermählte. 1919 nahm er Wohnsitz in Schlieren bei Zürich, wo er bei der Waggon-Fabrik eine Anstellung fand. Nebenbei musizierte er an der Seite von Hans Widmer, einem Könner auf der diatonischen Handharmonika, mit dem er zusammen bereits in Bern als Duo gebildet hatte. Dieser ermunterte ihn, sich der Berufsmusik zuzuwenden. Diesen Rat befolgend, zog er ins Berner Oberland, spielte eine Saison hindurch in Saanen und Gstaad, nahm aber bald den Posten in der Schlieremer Fabrik wieder ein.
Alleine, die Idee der Berufsmusik liess ihn nicht mehr los. In Bern hatte er den Akkordeonisten Maurice Thöni kennen gelernt. Aus dieser Begegnung ging nun das Trio Thöni-Vuagniaux (Emil Vuagniaux, ein Jurassier)-Stucki hervor. Dieses täglich auf der Bühne in La Chaux-de-Fonds, Zürich und anderswo konzertierende, als “Künstler-Handharfen-Trio” angekündigte Ensemble wirkte rund zwei Jahre. Von Thöni, dem wohl bedeutendsten schweizerischen Virtuosen und Wegbegleiter des Akkordeons, konnte Stucki während dieser Zeit viel lernen. Dann aber zog es ihn zurück nach Münsingen, wo er geboren wurde und aufgewachsen war. Hier begann er 1924 Musikunterricht zu erteilen. Zudem eröffnete er ein Musikhaus und formierte die Kapelle “Immergrün”, in den den dreissiger Jahren umbenannt in “Bärner Mutze”, zu der 1936 der Handharmonikalehrer Max Weilenmann, Stuckis Geschäftspartner und späteren Schwiegersohn, stieß. Die Besetzung widerspiegelt den musikalischen Werdegang ihres Gründers: Akkordeon, Klarinette, Trompete, Tenorhorn und Blechbass.
Einen immer breiteren Raum nahm der Musikunterricht ein. Seine Lehrtätigkeit dehnte sich bis ins Simmental aus. Ende der zwanziger Jahre beauftragte ihn das Lausanner Verlagshaus Foetisch mit der Schaffung einer Reihe von Kompositionen für kleine Blasmusikbegleitung. Dieser Aufgabe erledigte er sich mit Bravour. Sie gab zugleich den Anstoss zu seinem Blasmusikschaffen, das sich schließlich auf rund 100 Stück bezifferte und worin er von Musikdirektor Stephan Jaeggi unterstützt worden war. Gleichermassen wie er Bleibendes für Blaskapellen schuf, tat er sich als Ländlerkomponist hervor und schrieb als solcher mehrere hundert Tänze, worunter den Fox “Münsinger Parkbadeleben” oder den Walzer “Tessiner Bergleben” usw.
In seiner ein halbes Jahrhundert dauernden Laufbahn als Akkordeonist bildete das Gastspiel seiner Kapelle “Bärner Mutze” an der Weltausstellung in Paris 1937 einen der Höhepunkte. Bei den zahlreichen Schallplattenaufnahmen für die verschiedensten Marken wirkten als Bläser vorzugsweise Kaspar Muther, Jost Ribary und Fred Grossglauser mit.

Max Weilenmann, der als Sohn eines Fabrikarbeiters in Zurzach aufwuchs, dort die Primar- und Bezirksschule besuchte und dabei durch Alfred Leonz Gassmann (1876-1962), den verdienstvollen Volksmusikforscher, Gesangsunterricht erhielt. Schon i jungen Jahren erhielt Max Weilenmann als Weihnachtsgeschenk eine kleine diatonische Handorgel. Mit 15 Jahren wechselte er auf eine chromatische Handorgel und wandte sich, beeindruckt von Maurice Thöni, seinem Vorbild, dem Akkordeon zu. Er absolvierte eine Berufslehre als Tapeziererdekorateur. Nach dem Lehrabschluss arbeitete er einige Jahre im erlernten Beruf, wozu auch ein einjähriger Aufenthalt im Welschland gehörte.
1936 trat er in die Musikschule seines späteren Schwiegervaters Gottfried Stucki in Münsingen ein, wo er Handharmonika unterrichtete und in dessen Kapelle “Bärner Mutze” aufgenommen wurde. Mit dieser Formation musizierte er im darauf folgenden Jahr an der Pariser Weltausstellung und bespielte schließlich bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1965 rund 200 Schallplatten. Seine musikalische Entwicklung, wie seine Laufbahn, wurde maßgeblich von Gottfried Stucki gefördert und mitbestimmt.
Im August 1941 verheiratete sich Max Weilenmann mit Heidi Stucki, der Tochter von Gottfried Stucki. Schon bald darauf entstand mit der Geburt der Tochter Stephanie ein glückliches Trio. Als 1945 das Musikhaus Stucki an der Bahnhofstrasse in Münsingen ein neu erstelltes und eigenes Geschäftshaus bezog, übernahm Heidi Weilenmann die Betreuung des Musikladens. Hier erfolgte der Verkauf von Musikinstrumenten, Noten, Schallplatten, Abspielgeräten und Radios. Gegen Mitte der fünfziger Jahre kamen noch Fernsehapparate dazu.
Max Weilenmann führte nach dem Tode von Gottfried Stucki im Jahre 1969 dessen Lebenswerk weiter. 1977 wurde der Unterrichtsbetrieb und das Musikhaus in Münsingen aufgegeben. Als dann das Ehepaar Weilenmann nach Thun übersiedelte, wurde die neue Wohnung an der Riedstrasse zugleich neuer Geschäftssitz des Musikverlages. Seither hatte er sich neben dem kompositorischen und verlegerischen Schafffen in zunehmendem Mass seiner Sammlung von einem Dutzend Langnauerli und Schwyzerörgeli zugewandt und mit diesen Kostbarkeiten wiederholt Schallplatten aufgenommen. Dadurch hatte er als erster das Interesse am Langnauerli, dem Vorläufer des Schwyzerörgelis, neu aufleben lassen.
Seinem Ruf als vielseitiger Handorgelspieler verdankte Weilenmann zahlreiche Auslandkonzerte, so in Paris, Stockholm, Singapur, Hongkong usw.

Biographien aus dem Buch: "Lexikon der Schweizer Volksmusikanten". Mit freundlicher Genehmigung von Ernst Roth. Mit Ergänzungen von Dieter Blattmann.

Stucki & Weilenmann Discographie     (ohne Gewähr auf Vollständigkeit!)